Der hl. Ludwig Maria Grignion und die wahre Marienverehrung
ãDurch Maria zu JesusÒ. In dieser
KŸrze formuliert war das Thema, Ÿber das ich heue sprechen soll, eigentlich
nicht vorgesehen. Man hatte mir vielmehr die Bitte vorgetragen, ich solle Ÿber
den hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort und die von ihm so warm empfohlene
Ganzhingabe an Maria sprechen im Sinn seines ãGoldenen BuchesÒ mit den beiden,
von diesem Heiligen stammenden Schriften:
1.
ãDie Abhandlung
Ÿber die wahre MarienverehrungÒ, die bisher (bis 1958) 328 Auflagen in 24
Sprachen erlebt hat und
2.
ãDas Geheimnis
MariensÒ (bis 1958) 298 Auflagen in 20 Sprachen.
Schon aus diesen Zahlenangaben geht hervor, dass es
bei dem ãGoldenen BuchÒ des hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort nach der
Bibel um eines der in aller Welt am weitesten verbreiteten BŸcher der
Weltliteratur geht.
Dazu kommt noch, dass die ãAbhandlung Ÿber die
wahre (vollkommene) MarienverehrungÒ, wie sie der hl. Ludwig Maria Grignion von
Montfort verfasst hat, die SpiritualitŠt ganzer Ordensgemeinschaften (z.B. der
ãGesellschaft MariensÒ oder ãMontfortanerÒ genannt, der weiblichen
Ordenskongregation der ãTšchter der WeisheitÒ oder der ãCanisius-SchwesternÒ in
Freiburg in der Schweiz und der ãGrignion-SchwesternÒ in Altštting), aber auch
ganz bedeutsame kirchliche Erneuerungsbewegungen wie die ãLegio MariŠÒ
grundlegend geprŠgt und geformt hat. Gleiches gilt sogar von der Fršmmigkeit
ganzer Všlker wie beispielsweise des polnischen Volkes, das gar nicht zu
verstehen ist ohne seine kindlich fromme, tiefe, an der Schrift des hl. Ludwig
Maria Grignion von Montfort orientierte Marienliebe und Marienverehrung.
Frank Duff, der heiligmŠ§ige GrŸnder der ãLegio
MariŠÒ hat in seiner Abhandlung Ÿber ãDie montfortanische Sicht der wahren
MarienverehrungÒ, S. 11-12, geschrieben:
ãOhne Zweifel, wer sich daran macht, die
ãAbhandlung Ÿber die wahre MarienverehrungÒ zu lesen, der gerŠt in ihren Bann,
denn dieses Buch besitzt alles: Stil, Leidenschaft, †berzeugungskraft, StŠrke,
Beredsamkeit, es atmet Inspiration und AutoritŠt. Dem Buch Montforts gebŸhrt
ein besonderer Platz und Rang in der Kirche.Ò
Wie Frank Duff, so dachte auch Clara Lubich, die
GrŸnderin der Focolari-Bewegung. Das, was Montfort auf seine Weise zum Ausdruck
gebracht hat, wird in der Bewegung der Focolari mit dem Ausdruck ãMaria lebenÒ
zusammengefasst. FŸnf junge Focolarini haben das einmal so erlŠutert: ãMaria
leben, das ist ein verschlŸsseltes Wort mit zahlreichen Bedeutungen. Es besagt:
So leben, wie Maria leben wŸrde, also mit jener besonderen SensibilitŠt fŸr das
Wort Gottes, wie sie im Evangelium an ihr hervortritt. Maria leben, d.h.: Maria
sich zum Vorbild nehmen als Verlobte, als Braut, als Gottgeweihte, als Mutter,
als ChristustrŠgerin, als Witwe .... Maria leben, d.h. vor allem: sie ist die
erste Christin gewesen; darum so sein wie sie, ganz Maria leben, d.h.
schlie§lich auch: das Werk Marias fortsetzen und mit ihr Jesus, den
menschgewordenen Gott unter den Menschen geboren werden lassen.
†berdies haben sich gar manche Selige und Heilige der
letzten zwei Jahrhunderte von diesem Werk des hl. Ludwig Maria Grignion von
Montfort ganz stark inspirieren lassen, z. B. der hl. Maximilian Kolbe, ebenso
gro§e kirchliche Persšnlichkeiten. Als vielsagendes Beispiel dafŸr nenne ich
nur den gegenwŠrtigen Papst Johannes Paul II. Sein Wahlspruch, den er auf sein
Wappen unter das Monogramm fŸr Maria gesetzt hat, lautet bekanntlich ãTotus tuusÒ (Ganz deinÒ). Er hat ihn
Montforts ãAbhandlung Ÿber die wahre MarienverehrungÒ entnommen (vgl. Wahre
Marienverehrung Nr. 93 und 233). †ber diese Abhandlung hat der Papst gegenŸber
A. Frossard (vgl. AndrŽ Frossard, ãFŸrchtet euch nicht, AndrŽ Frossard im
GesprŠch mit Johannes Paul II.Ò <MŸnchen 1982>, S. 162 – 163)
folgendes erklŠrt: ãDie LektŸre dieses Buches hat in meinem Leben eine
entscheidende Wende markiert. Ich sage ãWendeÒ, obwohl es sich um einen langen,
inneren Weg handelt, der mit meiner
(den NS Besatzungsbehšrden gegenŸber) geheim gehaltenen Vorbereitung auf
das Priestertum zusammengefallen ist. Damals fiel mir diese einzigartige
Schrift in die HŠnde, eines der BŸcher, die man nicht nur ãgelesen haben mussÒ
Ich erinnere mich, dass ich es lange Zeit mit mir herumgetragen habe, selbst in
der Solway-Sodafabrik (in der ich kriegsdienstverpflichtet arbeiten musste);
der schšne Umschlag dieser Schrift ist dabei mit Kalk beschmiert worden.
– Ich kam (bei der LektŸre dieser Schrift) immer wieder auf bestimmte
Stellen zurŸck. Ich habe sehr bald gemerkt, dass hinter der barocken Form
dieses Buches etwas Grundlegendes verborgen ist. Es hat die Fršmmigkeit meiner
Kindheit und auch meiner Jugendzeit gegenŸber der Mutter Christi verdrŠngt und
ihr eine neue Entwicklung gegeben, eine Verehrung Mariens, die aus der Tiefe
meines Glaubens kam wie aus dem Herzen der dreifaltigen und christologischen
Wirklichkeit selbst.
Wenn ich frŸher befŸrchtet hatte, dass die
Marienverehrung den Zugang zu Christus versperre, statt den Weg dorthin zu
ebnen, so verstand ich nun durch die LektŸre dieser Schrift des hl. Ludwig
Maria Grignion von Montfort, dass es sich in Wahrheit ganz anders verhŠlt.
Unsere innige Beziehung zur Gottesmutter kommt organisch aus unserer Beziehung
zum Christusgeheimnis. Es stimmt also nicht, dass das eine (nŠmlich die rechte,
wahre Marienverehrung) uns hindert, das andere (das Christusgeheimnis) richtig
zu sehen; ganz im Gegenteil, die ãwahre MarienverehrungÒ entfaltet sich mehr
und mehr hin zum Geheimnis Christi, dem fleischgewordenen ewigen Wort Gottes,
sowie zum Heilsgeheimnis der heiligsten Dreifaltigkeit, in welchem dieses
Geheimnis den Mittelpunkt darstellt. Man kann sogar sagen, dass Christus
demjenigen, der sich bemŸht, ihn kennen und lieben zu lernen, seine Mutter
anvertraut, wie er es auf dem Kalvarienberg fŸr seinen JŸnger Johannes getan
hat.Ò
In der gleichen freundschaftlichen Aussprache mit
dem einst atheistischen, nun bekehrten Bestseller-Autor A. Frossard gab Papst
Johannes Paul II. dann interessanterweise auch den Grund an, warum er vorhat,
den hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort zum Kirchenlehrer zu erheben: Die
ãwahre (vollkommene) MarienverehrungÒ – so drŸckte sich der hl. Ludwig
Maria Grignion aus -, d.h. die wahre Erkenntnis Mariens und die vertrauensvolle
Hingabe an ihn. Diese ãvollkommene
Verehrung MariensÒ ist notwendig fŸr jeden, der sich rŸckhaltlos Christus und
dem Werk der Erlšsung schenken will. Der hl. Grignion von Montfort fŸhrt uns
selber in die Ordnung der Geheimnisse ein, von denen unser Glaube lebt, die ihn
wachsen und fruchtbar werden lassen. Je mehr sich mein inneres Leben auf die Wirklichkeit
der Erlšsung ausgerichtet hat, desto mehr ist mir die Hingabe an Maria im Geist
des hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort als der beste Weg erschienen, um
wirksam und mit Gewinn an der Erlšsungswirklichkeit teilzunehmen, um daraus zu
schšpfen und mit den anderen diese unaussprechlichen ReichtŸmer zu teilen.Ò Der
Papst betonte dann noch, dass eine schšne Harmonie herrsche zwischen der
volkstŸmlichen Marienfršmmigkeit in Polen und dem Weg, wie ihn der hl. Ludwig
Maria Grignion von Montfort in seiner ãAbhandlung Ÿber die wahre
MarienverehrungÒ zu gehen lehrt. Der Papst erklŠrte seinem GesprŠchspartner A.
Frossard: ãIch kann Ihnen sagen, dass ich in diesem Fall der Fršmmigkeit, wie
er in dem Volk, dem ich angehšre, lebendig ist, das wiedergefunden habe, was
ich in der Schrift von Montfort (Ÿber die wahre Marienverehrung) entdeckt
habe.Ò
Bevor ich nun den Inhalt dieser zwei marianischen
Schriften des hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort bespreche und den Sinn der
darin geforderten Ganzhingabe an Maria erklŠre, sei zuerst kurz das Leben und
Wirken dieses heiligen Priesters skizziert:
Er wurde am 31. JŠnner 1673 als zweites von
achtzehn Kindern des Advokaten Jean-Baptiste Grignion und der Johanna Robert de
Vizeule in Montfort sur Meu in der
Bretagne (Westfrankreich) geboren. Da das erstgeborene dieser achtzehn Kinder
frŸh starb, war dann der zweitgeborene Sohn, Ludwig Maria als €ltester vom
Vater fŸr die gleiche Laufbahn, wie er sie eingeschlagen hatte, nŠmlich fŸr die
Advokatenlaufbahn vorgesehen. Es kam aber ganz anders: drei der acht Sšhne
wurden Priester, zwei der zehn Tšchter wurden Ordensfrauen.
Nach seinen humanistischen und philosophischen
Studien am St. Thomas-Kolleg in Rennes (1685-1693), wo Ludwig Maria Grignion
bereits in einer Vision seine kŸnftige apostolische Berufung und der besondere
Weg mitgeteilt wurde, immer und in allem durch Maria zu Jesus zu gehen, widmete
er sich dem Theologiestudium im Seminar von Saint-Sulpice in Paris (1693-1700).
In diesem Seminar beeindruckte den jungen Priesterkandidaten ganz tief der
Geist des GrŸnders von Saint-Sulpice, der Geist des gro§en Marienverehrers J.J.
Olier (+1658).
Am 5. Juni 1700 wurde Ludwig Maria Grignion zum
Priester geweiht. Am 6. Dezember desselben Jahres schrieb der junge Priester an
seinen bisherigen Vorgesetzten: ãIch spŸre das gro§e Verlangen in mir, dafŸr zu
arbeiten, dass unser Herr Jesus Christus und seine heilige Mutter Maria geliebt
werden. Es drŠngt mich, in einfacher, schlichter Weise den Armen in der
Landbevšlkerung den Katechismus beizubringen, die SŸnder zu bekehren und zur
Verehrung der seligen Jungfrau hinzulenken.Ò Das wurde dann tatsŠchlich das
eigentliche Lebensprogramm dieses frommen, demŸtigen Priesters in den kurzen
sechzehn Jahren seines Priesterlebens. Er wurde der gro§e Volksmissionar, der
in rund 200 Volksmissionen, die jeweils vier bis fŸnf Wochen dauerten, in
Westfrankreich, vor allem in der Bretagne Ÿberaus segensreich wirkte.
Um die Wirkungen der Volksmission dauerhafter zu
machen, lie§ er alle Teilnehmer, nachdem sie ihr TaufgelŸbde erneuert hatten,
einen ãBundesvertrag mit GottÒ unterschreiben, der sie an ihre Verpflichtungen
erinnern sollte; Ÿberall versuchte er Bu§bruderschaften und marianische
Kongregationen zu errichten, deren Mitglieder sich zur monatlichen Beichte und
Kommunion verpflichteten. Ein bevorzugtes Mittel aber war das regelmŠ§ige
Rosenkranzgebet, das er immer mit Betrachtungen Ÿber die Heilsgeheimnisse
Christi und mit der Forderung nach einem ernsthaften christlichen Leben
verband. Gebet und Leben sollten so zu einer Einheit zusammenwachsen.
ãDer Erfolg seiner Volksmissionen hat beim hl.
Ludwig Maria seinen Grund in seinem VerstŠndnis fŸr die Volksfršmmigkeit, in
seinem gro§en Vertrauen in die GlaubensfŠhigkeit und Glaubenswilligkeit gerade
der einfachen Menschen und in der lebendigen Hoffnung, die er durch seine
Predigten Ÿber die Barmherzigkeit Gottes und Ÿber die Liebe zu Maria in seinen
Zuhšrern zu wecken verstand, wŠhrend die GlaubensverkŸndigung und die Predigt
der meisten Priester damals eher von einer jansenistisch beeinflussten Strenge
bestimmt war, die mit ihren Ÿberhšhten AnsprŸchen und harten Forderungen die
einfachen GlŠubigen eher zur Resignation und zur Hoffnungslosigkeit fŸhrte.Ò
(vgl. Stefano de Fiores, Auf einer WellenlŠnge mit Maria, S. 30-31).
Die tiefe Fršmmigkeit dieses Volksmissionars, sein
bescheidener, bu§strenger
Lebensstil, der ganz und gar auf das Vertrauen in die Vorsehung Gottes
gegrŸndet war, dann auch der Mut, mit dem er auf originelle und oft ganz
unerwartete Weise auf schwierige Situationen reagierte, beeindruckte die
Menschen, die diesen Priester erlebten und predigen hšrten. All das – in
Verbindung mit seinem impulsiven Temperament – lie§ ihn aber auch immer
wieder in Konflikte mit dem jansenistisch gesinnten Klerus und mit den Behšrden
geraten. Anfeindungen und Verleumdungen stellten sich ein, die sich sogar bis
zu einem Mordanschlag auf ihn steigerten. Der hl. Ludwig Maria Grignion von
Montfort Ÿberlebte damals die ihm zugedachte und versuchte Vergiftung, aber seine
Gesundheit und seine KrŠfte waren von da an angeschlagen. Anderthalb Jahre nach
diesem Anschlag starb er erst 43jŠhrig wŠhrend der Volksmission in St.
Laurent-sur Sevre.
ãDas Leben und der Glaube des hl. Ludwig Maria
Grignion von Montfort, seine menschliche und geistliche Entwicklung sind ohne
Maria, die jungfrŠuliche Gottesmutter nicht denkbar.
Der Heilige wusste aber sehr wohl um die richtige
Hierarchie der Glaubenswahrheiten und um die rechte Rangordnung in seinem
Fršmmigkeitsleben und theologischen Denken. Den ersten Platz nahm bei ihm immer
der menschgewordene, am Kreuz fŸr uns SŸnder hingeopferte Herr Jesus Christus
ein, aber dieser wollte eben durch Maria und in Maria Mensch werden. Darum
komme man an Maria nicht vorbei. Alles bezieht Montfort auf Christus, Maria
aber war ihm der Weg zu Christus und da Mittel, um in Christus das gro§e Ziel
zu erreichen. Letztlich entscheidend ist Christus, Maria aber hat nach Montfort
ihren Platz in den beiden Angelpunkten des Christusgeheimnisses, in der
Menschwerdung Jesu Christi und in seinem Erlšsungswerk.
†berlegen wir das etwas genauer: die
Heilsgeschichte ist die Geschichte Gottes mit uns Menschen. Wer die
Lebensgeschichten, die in der Hl. Schrift erzŠhlt werden – von Abraham
bis zu den Aposteln – aufmerksam betrachtet, der merkt, dass die
Geschichte Gottes mit den Menschen nicht ziellos ist, sondern eine Linie
verfolgt, die das Antlitz Gottes immer deutlicher hervortreten lŠsst. Erscheint
Gott zunŠchst als der Ganz-andere, der Transzendente, der absolut Heilige, so
offenbart sich immer mehr, dass Gott auch die Liebe ist und die Menschen an
seiner Heiligkeit und an seinem gšttlichen Leben teilhaben lŠsst, um sie ganz
mit sich zu vereinigen. Deshalb beruft er immer wieder Menschen, MŠnner und
Frauen, die sein Volk ermahnen und auf den Weg der Heiligkeit zurŸckfŸhren
sollen, und er verhei§t schlie§lich, dass er selbst kommen werde, um sein Volk
zu fŸhren und zu retten. Diese Verhei§ung erfŸllt sich dann in Jesus Christus.
Die Menschwerdung des Sohnes Gottes ist der Hšhepunkt der Geschichte Gottes mit
uns Menschen. Durch sein Leben und Lehren, sein Sterben und Auferstehen hat der
Gottessohn der Geschichte eine endgŸltige Wende gegeben und allen Menschen Heil
und ewiges Leben erworben. Die Selbstoffenbarung Gottes und seine
Heilsbotschaft werden im Leben Jesu zu einem menschlich-fassbaren Ereignis, dem
wir in seiner Lebensgeschichte, die uns in den Evangelien erzŠhlt wird,
begegnen. Und mit seiner
Lebensgeschichte ist Maria untrennbar verbunden. Diese Tatsache hat den hl.
Ludwig Maria Grignion von Montfort zutiefst bewegt und ich n nach der Rolle
Marias im Heilsplan und ihrer Aufgabe in der Geschichte Gottes mit den Menschen
fragen lassen. Dabei hat sich dieser Heilige streng und genau an der Hl.
Schrift orientiert, wie sie im Leben, im Beten und Lehren der Kirche
Ÿberliefert ist. Daraus versteht Montfort dann, dass ãJesus Christus durch
Maria in die Welt gekommen ist und durch sie auch in der Welt herrschen mussÒ,
wie er gleich am Anfang seiner ãAbhandlung Ÿber die wahre MarienverehrungÒ
schreibt. Die Person Marias ist nach Montfort in der Geschichte Gottes mit den
Menschen keineswegs zufŠllig, sondern von Gott in seiner souverŠnen Freiheit
ganz bewusst so gewollt. Deshalb wollte Montfort mit seinen Predigten und mit
seinen beiden Schriften im "Goldenen Buch" Zeugnis geben von der
Šu§eren und vor allem inneren Rolle Marias in der Heilsgeschichte, um die
Christen dazu zu bewegen, den Heils-plan Gottes anzunehmen, damit das Reich
Gottes auf Erden Wirklichkeit werde. Maria ist mit der Lebensgeschichte Jesu,
mit der Erlšsung, untrennbar verbunden. Gott selbst hat sie dazu erwŠhlt und
berufen, der Welt den Messias zu schenken. In der Logik Gottes macht Maria den
Eintritt Jesu in die Geschichte der Menschen auf dem natŸrlichen Weg, auf dem
Weg der Mutterschaft mšglich. Maria ist die Magd des Herrn, die der ihr
zugedachten Sendung im Heilsplan Gottes in Freiheit und Verantwortlichkeit
zustimmt. So empfŠngt sie den Sohn Gottes zuerst glaubend im Herzen und dann
erst in ihrem jungfrŠulichen Scho§. Durch diesen ihren Glauben wurde Maria
Ursache des Heils fŸr sich und das ganze Menschengeschlecht. Deshalb wird sie
"gebenedeit unter den Frauen" genannt, deshalb "werden alle
Geschlechter sie selig preisen". Hier liegt das biblische Fundament der
Marienverehrung. Die Gottesmutterschaft Marias ist ihre grundlegende Aufgabe in
der Heilsgeschichte. Montfort hat dabei erkannt, dass Maria nicht einfach nur
im biologischen Sinn Mutter ist. Sie ist nicht nur dazu da, dem Sohn Gottes
einen menschlichen Leib zu bereiten, sie hat IHN auch ernŠhrt, umsorgt und
erzogen und in ihm die Grundlage gelegt fŸr die Hingabe seines Lebens im Dienst
fŸr Gott und die Menschen. Maria ist - so drŸckt es der hl.Ludwig Maria
Grignion aus - "die unzertrennliche GefŠhrtin im Leben und Sterben Jesu,
in seiner Verherrlichung und in seiner Macht im Himmel und auf Erden".
(Wahre Marienverehrung Nr. 74)
Christus geht dem hl. Ludwig Maria Grignion Ÿber
alles, er denkt ganz christozentrisch. Darum schreibt er in seiner "Abhandlung
Ÿber die wahre Marienverehrung"(Nr. 61): "Letztes und eigentliches
Ziel jeder Fršmmigkeit muss Jesus Christus sein, unser Erlšser, wahrer Gott und
wahrer Mensch. Andernfalls wŠre die Fršmmigkeit falsch und irrefŸhrend. Jesus
Christus ist Alpha und Omega aller Dinge. Unser Dienst hat nur ein Ziel,
schreibt der hl. Paulus, dass alle zu 'vollkommenen Menschen werden und
Christus in seiner vollendeten Gestalt darstellen'. (Eph 4,13) Denn in Ihm
allein wohnt die ganze FŸlle an Gnade, Tugend und Vollkommenheit. Nur in Ihm
sind wir 'mit allem Segen seines Geistes
gesegnet'. (Eph 1,3) Er ist der einzige Lehrer, der
uns lehren darf, der einzige Herr, von dem wir abhŠngen dŸrfen, das einzige
Haupt, mit dem wir vereint sein dŸrfen, unser einziges Vorbild, dem wir
nacheifern sollen, der einzige Arzt, der uns heilen darf, der einzige Hirt, der
uns Nahrung geben darf, der einzige Weg, auf dem wir gehen dŸrfen, die einzige
Wahrheit, die wir glauben dŸrfen, das einzige Leben, das uns erfŸllen darf, das
Ein und Alles, das uns genŸgen muss. Au§er dem Namen Jesu 'ist uns Menschen
kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden
sollen' (Apg 4,12): Gott (Vater) hat unserem Heil, unserer Vollkommenheit und
unserer Herrlichkeit keine andere Grundlage gegeben als Jesus Christus..."
Trotz dieser klaren christozentrischen Sicht der
Fršmmigkeit und des Heils spricht Montfort aber ebenso klar davon, dass Maria
auf dem Weg zum Ziel das sicherste Mittel ist. Darum empfiehlt er jenen, die es
begreifen, "sich in der Eigenschaft eines Sklaven voll und ganz an Maria
hinzugeben, sowie alles zu tun mit Maria, in Maria, durch Maria und fŸr Maria,
um so mit Christus verbunden zu werden, denn erst dann wenn wir in der Haltung
der demŸtigen Magd des Herrn Ernst machen mit der Nachfolge Christi, gleichen
wir Ihm, der sich seiner jungfrŠulichen Mutter im Geheimnis der Menschwerdung
rŸckhaltlos Ÿberantwortet und anvertraut hat.
Da sind wir nun bei dem, was in der Sicht des hl. Ludwig
Maria Grignion die vollkommene Hingabe und Weihe an Maria genannt wird und zwar
in der Form der Sklavenschaft Jesu in Maria.
Hier stehen wir aber auch bei den zwei Punkten in
der Lehre des hl. Ludwig Maria Grignion, gegen die die stŠrksten EinwŠnde
gemacht werden:
1.
Die vollkommene
Hingabe und Weihe an Maria. Kann man sich denn Ÿberhaupt einem Geschšpft
weihen? Nur dem dreimal heiligen Gott, der allein angebetet werden darf, kann
und darf sich der Mensch ganz hingeben und weihen. Das aber geschieht doch in
der Taufe. Die Taufe ist die einzige und grundlegende, von Jesus Christus
selbst gestiftete Weihe und zwar an Gott allein. Im strengen Sinn kann es keine
andere Weihe geben. Sich Maria weihen, hie§e das dann nicht, jene grundlegende,
in der Taufe vollzogene Weihe zu verkennen und die ausschlie§liche Hingabe an
Gott zu verdunkeln?
Wir antworten darauf und sagen: Ja,
grundsŠtzlich ist die Taufe tatsŠchlich die eigentliche Weihe an Gott. Diese
Weihe an Gott in der Taufe kann aber verstŠrkt und vertieft werden, z.B. durch
die OrdensgelŸbde. Die Kirche hat dieser Weihe im Ordensstand immer einen ganz
hohen Rang zuerkannt. Diese Weihe im Ordensstand umschreibt einen Weg, der
durch die GelŸbde der Armut, der radikalen Keuschheit und des Gehorsams und
somit durch den Verzicht auf die kostbarsten GŸter dieser Welt: auf Reichtum,
auf menschliche Liebe und ihre FrŸchte und auf die Freiheit, die allein auf
Gott ausgerichtet ist. Diese Weihe im Ordensstand schockiert viele
nichtkatholische Christen, weil sie meinen, diese Weihe im Ordensstand sei eine
všllig neue Weihe an Gott, die von uns Katholiken fŸr besser gehalten werde als
die Weihe an Gott durch die Taufe. Wir sagen dagegen: Die Weihe an Gott durch
die Taufe wird durch die Weihe an Gott im Ordensstand durch die OrdensgelŸbde
nicht ersetzt und nicht verdoppelt, sie ist nur eine VerstŠrkung und Vertiefung
der Taufe und eine radikale Verwirklichung dessen, was der Mensch in der Taufe
sich vorgenommen hat, um ganz und ausschlie§lich nun dem dreifaltigen Gott zu
gehšren.
So Šhnlich ist es mit der Ganzhingabe und
Weihe an Maria: Sie ist in der Sicht des hl. Montfort ein besonders geeigneter
Weg, um das zu realisieren und
mit Leben zu erfŸllen, was in der hl. Taufe
grundlegend geschehen ist und was wir vollkommen hŠtten verwirklichen sollen in
der Ganzhingabe an Gott, aber meistens nur ganz schlecht verwirklicht haben.
Durch unsere Weihe an Maria soll die Untreue in der ErfŸllung des TaufgelŸbdes
wiedergutgemacht und die Weihe an Gott, die durch die Taufe vollzogen worden
ist, durch die SŸnde dann aber entstellt worden ist, wiederhergestellt werden.
In seiner "Abhandlung Ÿber die wahre
Marienverehrung" spricht Montfort ausdrŸcklich davon: Die Weihe an Maria
und durch sie an Jesus Christus "kann sehr gut eine vollkommene Erneuerung
des TaufgelŸbdes genannt werden. Denn vor der Taufe war jeder Mensch ein Sklave
des Teufels, weil er ihm gehšrte. Bei der Taufe hat der Mensch dem Teufel
feierlich abgeschworen. Genau das tut der Christ durch die Weihe an Jesus
Christus mit und in Maria. Man widersagt (wie es im Weihegebet hei§t) dem
Teufel, der Welt, der SŸnde und sich selbst, und man gibt sich ganz Jesus
Christus hin durch die HŠnde Mariens" (WMV 126). "Die Weihe an Maria
und durch sie an Jesus Christus ist nichts anderes als eine vollkommene
Erneuerung des TaufgelŸbdes" (WMV 162).
Fragen wir nochmals: Kann man sich Maria
weihen? Montfort ist in diesem Punkt mit der Antwort, die er auf diese Frage
gibt, eindeutig und klar: Man weiht sich einzig und allein Gott, allein
Christus! Aber wir sollen es tun wie Maria und mit Maria!
Die persšnliche Unterschrift, die Montfort am
Ende der meisten seiner Briefe hingesetzt hat, ist hier vielsagend:
"Ludwig Maria Grignion, Priester und unwŸrdiger Sklave Jesu in
Maria". Die von ihm verfassten Weiheformeln sind alle an Jesus Christus
ohne jede Zweideutigkeit gerichtet: "Ich gebe mich ganz Jesus Christus
hin, aber durch die HŠnde Marias, um mit Ihm mein Kreuz zu tragen alle Tage
meines Lebens" (0 C 824 U 826). Das umfangreiche Weihegebet am Ende seiner
Schrift "Die Liebe zur ewigen Weisheit" lautet vielsagend so:
"Ewige Weisheit...ich bete dich an...in der Ewigkeit im Scho§e deines
Vaters und zur Zeit deiner Menschwerdung im Scho§ deiner lobwŸrdigen Mutter
Maria...Ich danke dir dafŸr, dass du dich selbst verleugnet und die Gestalt
eines Sklaven angenommen hast, um mich aus der Sklaverei des Teufels zu
befreien. Ich lobe und preise dich, dass du deiner heiligen Mutter Maria in
allem untertan sein wolltest (durch das Geheimnis der Menschwerdung), um mich
durch sie zu deinem treuen Sklaven zu machen. Aber ich habe das GelŸbde und die
Versprechen meiner Taufe nicht gehalten..." (Die Liebe zur ewigen Weisheit
223).
Folgerichtig wendet sich der Heilige dann an
Maria und betet: "Dir (Maria) Ÿbergebe und weihe ich als dein Sklave
meinen Leib und meine Seele, meine inneren und Šu§eren GŸter, selbst den Wert
meiner vergangenen, gegenwŠrtigen und zukŸnftigen guten Werke und Ÿberlasse dir
ganz und gar das Recht, Ÿber mich und alles, was mir gehšrt, ohne jede Ausnahme
nach meinem GutdŸnken zu verfŸgen, zur grš§eren Ehre Gottes fŸr Zeit und
Ewigkeit." (LEW 225)
Montfort will auf solche Weise das Tun Jesu
Christi (im Geheimnis seiner Menschwerdung) nachahmen, der in Maria menschliche
Gestalt annahm, die Gestalt eines Sklaven annahm (vgl. Phil 2,7) um uns aus der
Sklaverei der SŸnde zu befreien, und der sich Maria unterworfen hat wie ein
Kind seiner Mutter.
2. Hier sind wir nun beim
Zweiten, das in der Lehre des hl.Ludwig Maria Grignion von Montfort weithin auf
Ablehnung gesto§en ist: die "Knechtschaft" oder radikaler "die
Sklavenschaft" Jesu und Maria gegenŸber.
Heute scheint dieser Begriff unvereinbar mit
einer Zivilisation, die seit der Franzšsischen Revolution vor 200 Jahren mit
ihrer Losung von Freiheit, Gleichheit und BrŸderlichkeit aller Menschen das
Prinzip der Sklaverei radikal ausschlie§t. Ist nicht eine totale AbhŠngigkeit
eines Menschen von einem anderen Menschen eine Entfremdung, ja eine
EntwŸrdigung nicht nur fŸr den Sklaven, sondern - schlimmer noch - fŸr den
Herrn? Dieser Begriff der Sklavenschaft ist deshalb skandalšs und man sollte
weder Gott noch sich selbst damit kompromittieren.
†bersehen wir aber nicht, dass der Begriff
"Sklavenschaft" aus der Hl. Schrift stammt. Im vorpaulinischen
Christushymnus (Phil 2,4) wird ausdrŸcklich gesagt, da§ der Sohn Gottes in
seiner SelbstentŠu§erung und Erniedrigung unsertwegen die Gestalt eines Sklaven
angenommen hat. Paulus selbst nennt sich im Sinn seiner freiwillig und aus Liebe
bejahten und angenommenen radikalen AbhŠngigkeit von Jesus Christus
"servus Jesu Christi" (Sklave Jesu Christi). Der Begriff
"Sklavenschaft" Maria gegenŸber, der sich Menschen in ihrer Liebe zu
ihr unterwarfen und weihten, kam dann um 1600 in Spanien auf, stammt also nicht
erst vom hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort.
Statt ihm wegen der Verwendung dieses
Begriffes "Sklavenschaft" fŸr die Weihe und Ganzhingabe an Maria
VorwŸrfe zu machen, ist es sicher sinnvoller, zu bedenken, was er unter diesem
Begriff der Sklavenschaft des Maria geweihten Menschen wirklich verstanden hat.
In seiner Schrift "Das Geheimnis Marias" (Nr. 32-33) schreibt er:
"Bedenken wir, dass es drei Arten von Sklavenschaft gibt:
1. die naturgegebene Sklavenschaft, durch die alle
Menschen, gute wie bšse, von Gott abhŠngen (Wir Menschen hŠngen total von Gott
ab, weil wir von ihm unser Dasein und Leben empfangen haben).
2. die erzwungene Sklavenschaft: der Teufel und die
Verdammten sind auf diese Weise Sklaven Gottes; sie sind ja nicht aus Liebe,
sondern gezwungenerma§en Gott unterworfen;
3. die Sklavenschaft aus Liebe und freier Wahl: sie
ist der Ausdruck einer frei gewŠhlten von der Liebe eingegebenen Ganzhingabe an
Gott. Bedenken wir auch noch den gro§en Unterschied zwischen einem Diener und
einem Sklaven: Ein Diener lŠsst sich fŸr seine Dienste bezahlen, der Sklave kann
das nicht; ein Diener kann seinen Herrn verlassen (kann ihm kŸndigen), wann
immer er will, er verpflichtet sich ja nur fŸr eine bestimmte Zeit; ein Sklave
hat nicht das Recht, seinen Herrn zu verlassen, er gehšrt ihm ganz und fŸr
immer; ein Diener tritt sein persšnliches Recht Ÿber Leben und Tod nicht an
seinen Herrn ab, der Sklave aber ist seinem Herrn ganz Ÿbergeben, so dass der
Herr ihn tšten kann, ohne von der Justiz belangt zu werden. Es ist nun leicht
einzusehen, dass der Sklave aus Zwang in der denkbar grš§ten AbhŠngigkeit lebt,
die es eigentlich nur zwischen dem Menschen und seinem Schšpfer geben darf.
GlŸcklich, ja selig der Mensch, der sich als Liebessklave durch Maria Jesus
weiht, nachdem er in der Taufe die tyrannische Sklaverei des Teufels abgeschŸttelt
hat!" Diesen †berlegungen fŸgt der h1.Montfort noch folgende Feststellung
an: "Wer sich Jesus durch die HŠnde Mariens ganz und vollkommen hingibt,
ahmt Gott nach, den Vater, den Sohn und den Hl. Geist. Der Vater hat uns seinen
Sohn durch Maria gegeben und schenkt uns seine Gnaden nur durch sie. Der Sohn
ist durch Maria zu uns gekommen. Durch sein Beispiel fordert er uns auf, auf
dem gleichen Weg zu Ihm zu gehen, auf dem Er zu uns gekommen ist, nŠmlich durch
Maria. Der Hl. Geist lŠsst uns seine Gnaden und Gaben nur durch Maria
zukommen."
(Wenn jetzt
noch eine Inhaltsangabe Ÿber die beiden im "Goldenen Buch"
zusammen-gefassten marianischen Schriften des h1.Ludwig Maria Grignion von
Montfort gegeben werden soll, so sei folgendes herausgestellt:
1.
Die
Abhandlung Ÿber die wahre Marienverehrung
Nach einer
Einleitung Ÿber Mariens Demut einerseits und Mariens Grš§e anderseits, derentwegen
wir Maria nie genug preisen kšnnen, spricht Montfort im 1.Kapitel Ÿber die
Notwendigkeit der Marienverehrung und stellt dabei folgende zwei GrundsŠtze
auf, die er nŠher erlŠutert:
1. Grundsatz:
Gott wollte sich Mariens bei der Menschwerdung bedienen,
2. Grundsatz:
Gott will sich Mariens bei der Heiligung der Seelen bedienen. Im 2.Kapitel
bespricht Montfort fŸnf Grundwahrheiten Ÿber die Marienverehrung:
1.
Grundwahrheit: Jesus Christus ist das letzte Ziel aller Marienverehrung,
2.
Grundwahrheit: Wir sind Eigentum Jesu und Mariens,
3.
Grundwahrheit: Um frei zu werden von allem Schlechten in uns brauchen wir die
Hilfe Mariens,
4.
Grundwahrheit: Wir bedŸrfen einer Mittlerin bei unserem Mittler Jesus Christus,
5.
Grundwahrheit: Es ist schwer, die von Gott empfangenen Gnaden zu bewahren ohne
Hilfe Mariens.
Im 3.Kapitel
spricht Montfort Ÿber die Wahl der richtigen Marienverehrung und gibt die
Kennzeichen der falschen und der echten Marienverehrung an. Die falsche
Marienverehrung zeigt sich bei den Ÿberheblichen Marienverehrern, bei den
ŸberŠngstlichen, bei den oberflŠchlichen, bei den vermessenen, bei den wankelmŸtigen,
bei den scheinheiligen und bei den eigennŸtzigen Marienverehrern.)
Die echte Marienverehrung ist innerlich und innig,
ist heilig, ist bestŠndig und uneigennŸtzig.
Im 4.Kapitel wird das Wesen der wahren
Marienverehrung im Sinn der Ganzhingabe an Jesus durch Maria aufgezeigt und
betont, dass es bei dieser vollkommenen Weihe und Ganzhingabe an Maria
eigentlich nur um eine Erneuerung der TaufgelŸbde und um ein volles Ernstnehmen
dieser geht.
Im 5.Kapitel spricht Montfort noch Ÿber die
BeweggrŸnde zur Ganzhingabe. Er zŠhlt dabei folgende 8 BeweggrŸnde auf:
1. Beweggrund: Die vollkommene Ganzhingabe weiht
uns ganz und gar dem Dienst Gottes,
2. Beweggrund: Das Beispiel Jesu. Er hat sich nicht
gescheut, sich aus Liebe wie ein willenloser Gefangener im Scho§ Mariens
einschlie§en zu lassen und dann 30 Jahre lang ihr untertan und gehorsam zu
sein. Er wollte sich nicht unmittelbar uns schenken, sondern durch Maria.
3. Beweggrund: Die Ganzhingabe erlangt uns die
besondere Hilfe der Gottesmutter,
4. Beweggrund: Durch die Ganzhingabe tun wir alles
zur grš§eren Ehre Gottes,
5. Beweggrund: Die Ganzhingabe ist ein leichter,
ein kurzer, ein vollkommener und ein sicherer Weg, um uns mit Christus zu
vereinigen,
6. Beweggrund: Die Ganzhingabe verleiht uns eine
gro§e innere Freiheit,
7. Beweggrund: Durch die Ganzhingabe Ÿben wir
vollkommene NŠchstenliebe,
8. Beweggrund: Die Ganzhingabe verleiht uns die
rechte Beharrlichkeit. Im 6.Kapitel geht es noch um biblische Vorbilder der
Ganzhingabe und um das VerhŠltnis zwischen der Gottesmutter und den ihr
geweihten Kindern, die sie liebt und umsorgt, leitet und verteidigt.
Im 7.Kapitel spricht Montfort dann noch von den
wunderbaren Wirkungen der Ganzhingabe.
Das 8.Kapitel handelt dann zuletzt Ÿber die
verschiedenen Mšglichkeiten, die Ganzhingabe zu Ÿben:
1. Šu§ere †bungen der Ganzhingabe: der Weiheakt,
der tŠgliche Rosenkranz, das Tragen von geweihten Medaillen, die Verehrung des
Geheimnisses der Menschwerdung, das Beten des Ave Maria, des Angelus, des
Magnificat,
2. innere †bungen: Alles durch Maria, mit Maria, in
Maria, fŸr Maria,
3. die Ganzhingabe bei der hl. Kommunion.
2. Die
Schrift "Das Geheimnis Mariens"
Der Gedankengang dieser Schrift entwickelt sich
ganz analog zur erstgenannten marianischen Schrift "Abhandlung Ÿber die
wahre Marienverehrung". Beide Schriften gehen aus von der Betrachtung Mariens
im Geheimnis der Menschwerdung. Dabei geht es im "Geheimnis Mariens"
I.um die Sendung Mariens im Heilsplan Gottes, I1. um Maria insofern sie Zeichen
unserer Weihe an Gott ist, III. um die Lebensgestaltung durch die Ganzhingabe,
IV. um die geistlichen FrŸchte der Ganzhingabe, V. um Ausdrucksformen der
Ganzhingabe.
(Genau
genommen geht es bei der Schrift "Das Geheimnis Mariens" um eine
Kurzfassung der "Abhandlung Ÿber die wahre Marienverehrung". Sie ist zwischen
1712 und 1715 entstanden und "einer frommen Person" in Nantes
gewidmet. Wahrscheinlich handelt es sich bei dieser Person um das Frl.
Dauvaise, die Leiterin des Heimes fŸr unheilbare Kranke war, das Montfort in
Nantes eingerichtet hatte. Von dieser Schrift ist das Original
verlorengegangen, aber es existieren zwei Kopien noch aus dem 18.Jahrhundert,
was ein Beweis dafŸr ist, dass diese kleine Schrift Beachtung gefunden hat.
Was die
grš§ere Schrift, die "Abhandlung Ÿber die wahre Marienverehrung" betrifft,
so ist sie in den letzten Jahren des missionarischen Wirkens Montforts,
wahrscheinlich 1712/13 entstanden. Wie der Heilige selbst vorhergesehen hatte,
wurde diese Schrift erst 130 Jahre nach seinem Tod veršffentlicht. Das
Manuskript wurde wŠhrend der Wirren der Franzšsischen Revolution in einer
BŸcherkiste in einem Acker vergraben, wanderte spŠter unbesehen in ein
BŸcherregal, bis es 1842 zufŠllig wiederentdeckt und als echte Schrift des hl.
Ludwig Maria Grignion von Montfort identifiziert wurde. Leider sind die ersten
und letzten BlŠtter dieser Schrift verlorengegangen. Daher ist auch der von
Montfort vorgesehene Titel unbekannt. FŸr die erste Veršffentlichung im Jahre
1843 wŠhlte damals der Herausgeber den Titel, der bis heute geblieben ist. Im
Text der ganzen Abhandlung findet sich aber der Hinweis, dass Montfort selbst
seine Schrift eigentlich "Vorbereitung auf das Reich Jesu Christi"
nennen wollte! )
Die Marienverehrung ist fŸr den Heiligen auch nicht
das eigentliche Ziel, um das es ihm geht; sie ist ihm vielmehr nur ein Mittel,
das einfachste, sicherste und vollkommenste Mittel, um - wie es in der
"Abhandlung Ÿber die wahre Marienverehrung" Nr.62 wšrtlich hei§t -
"Jesus Christus ganz zu finden, Ihn innig zu lieben und Ihm treu zu
dienen". Darin besteht die eigentliche Berufung und Vollkommenheit des
Christen: Jesus Christus und in Ihm den dreifaltigen Gott vollkommen zu lieben,
wie es Maria getan hat. Wenn ich dazu mit meinen AusfŸhrungen ein klein wenig
angeregt habe, freue ich mich. Ein kleines MŠdchen wurde einmal gefragt:
"Wie lieb hast du deinen Vater?" Das MŠdchen breitete die Arme aus
und antwortete: "So lieb habe ich ihn." "Und wie lieb hast du
deine Mutter?" Das MŠdchen schaute aus dem Fenster und deutete auf die
hohen Berge: "So hoch wie die Berge dort hinten." "Und wie lieb
hast du Gott?" Das MŠdchen dachte einen Augenblick nach: "Gott liebe
ich mit einer Liebe so gro§, wie er selber ist." Das MŠdchen war die hl. Gemma
Galgani. Die Liebe der hl.Gemma zu Gott und Jesus Christus fand ihr Ma§ in der
Grš§e Gottes selber. Fragen wir nach der richtigen Haltung gegenŸber Maria,
dann muss sich auch diese unsere Liebe an der Grš§e Mariens orientieren und muss
ihrer Sendung in der Heilsgeschichte entsprechen; wir sollten Maria lieben, wie
Jesus seine Mutter geliebt hat. Sie aber hat umgekehrt Jesus und in Ihm Gott
Ÿber alles geliebt. Darum sollten wir Jesus und in Ihm Gott lieben wie Maria,
mit Maria, durch Maria. Darum unsere Weihe und vollkommene Ganzhingabe an
Maria, bzw. an Jesus Christus durch Maria.
Zum Abschluss meiner †berlegungen Ÿber das Thema
Ÿber die vollkommene Hingabe und Weihe an Jesus durch und mit Maria im Geist
des hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort mšchte ich nochmals auf das
Lebensende dieses Heiligen zu sprechen kommen: Als er am 28.April 1716 wŠhrend
der Volksmission in St. Laurent-sur-Sevre starb, hielt der Sterbende den
Teilnehmern an dieser Volksmission besser und eindringlicher als es
Wortegekonnt hŠtten, zeichenhaft und symboltrŠchtig die letzte und
eindringlichste Predigt: er starb, in der rechten Hand das Kreuz, in der linken
Hand die kleine Marienstatue, die er immer bei sich getragen hatte. Diese
beiden Symbole - Maria und das Kreuz - vereinigte Montfort in seinem Sterben.
Diese beiden Symbole, die er sterbend in HŠnden hielt, sind Ausdruck der
einzigartigen Liebe seines Herzens:
Christus in seiner Menschwerdung in Maria und durch
Maria - und Christus in seinem SŸhnetod am Kreuz. Maria und das Kreuz sind fŸr
Montfort nur zwei Seiten einer einzigen Liebe: zwei HŠnde, die zwei Symbole
halten: das Kreuz und die Marienstatue; aber ein einziger Blick des Sterbenden
auf beide Symbole und ein einziger Akt der Liebe, der beide sterbend umfasste
mit seinen gesalbten PriesterhŠnden.
In seinem 12. Brief hat Montfort das, was er in
seinem kurzen Priesterleben vorbildlich verwirklicht hat, dem EmpfŠnger dieses
Briefes empfohlen: "Werde geopfert und gekreuzigt mit Christus, deiner
einzigen Liebe, und mit Maria, unserer guten Mutter. So gr٤t dich Ludwig Maria
Grignion von Montfort, der Sklave Jesu in Maria." (OC 3